Der Stern von Bethlehem (Franz Gleitze)
Ein Gedicht von Franz Gleitze
Im fernen Morgenlande
Erscheint in dunkler Nacht
In wunderbarem Glanze
Ein Stern mit großer Pracht.
Die Heidenwelt sieht staunend
Den Stern am Himmel steh'n,
Der Ihnen allen kündet
Ein göttliches Gescheh'n.
Drei Weise gleich erkennen
An diesem Wunderstern,
Dass in der Welt geboren
Ein großer König fern.
Sogleich sie sich begeben
Wohl auf die weite Reis'
Durch Wüsten und Gebirge
Bei Kälte, Schnee und Eis.
Viel hundert Meil' sie wandern
Mit Tross und Dromedar.
Jerusalem sie schauen,
Die Stadt, wo David war.
Herodes sie nun fragen,
Der ganz erschrocken schier:
"Wo ist der Neugebor'ne
König der Juden hier?"
"Es kündete sein Stern
Im Morgenlande fern,
Dass nun geboren ist
Der Gottesmensch, Herr Jesu Christ."
Die Schriftgelehrten sprechen
Wie's überliefert ist:
"Du Bethlehem in Juda
Nicht die Geringste bist.
In dir wird einst geboren
Der Herrscher aller Welt,
Den Gott hat auch zum Richter
Der Menschen all bestellt."
Herodes voller Tück' und List
Ganz heimlich zu den Weisen spricht:
"Nun sucht das Kind, zeigt's mir dann an,
Damit auch ich's anbeten kann."
Herodes lassen sie nun steh'n
Geschwind nach Bethlehem zu geh'n,
Wo überm Stall in Herrlichkeit
Der Stern steht still von Gott geweiht.
Sie finden in dem Stall das Kind
Und fall'n auf ihre Knie geschwind.
Das Kind liegt in dem Krippelein,
Behütet von Maria rein.
Dem Kind sie bringen ihre Gaben:
Dem König Gold, Gott will's so haben.
Weihrauch dem Gott auf höchstem Thron
Und Myrrhen dann dem Menschensohn.
Ein Engel warnt im Traume sie,
Herodes ja zu meiden hie.
Voll Tücke sei er immerfort,
Schreckt nicht zurück vor Kindermord.
Mit großem Trost sie zieh'n nun fort
Zu ihrer Heimat fernem Ort
Geleitet von der Engel Schar
Auf anderen Wegen wunderbar.
Heil'ger Stern in Bethlehems Stall
Geleit' auch uns durchs Leben all'
Und führe uns nach dieser Zeit
In deines Himmels Herrlichkeit.