Riethmühle in Kirchworbis
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Lage
Die hiesige Riethmühle liegt etwas abseits im Süden des Ortes.
Historie
Es handelte sich wohl ursprünglich um eine Schlagmühle. Die Ersterwähnung der Riethmühle als Schlagmühle erfolgte im Jahre 1670.
Eigentümer und Pächter
Urkundlich wird für 1694 ein Schlagmüller Meister Andreas Hottenrods genannt.
1670 Hans Claus erscheint als Pächter der Schlagmühle, die der Gemeinde zins- und lehnbar gewesen ist.
1682-1686 Georg Valtin Hohmann zahlte für die Schlagmühle Erbenzins an die Gemeinde. Er ist im Jurisdiktionalbuch von Harburg-Worbis von 1675 mit dem Besitz einer Herdstätte eingetragen, freilich ohne Erwähnung der Mühle. Hohmann verkaufte die mühle 1686 an den Schultheiß von Kirchworbis, Johann Valtin Schreiber
1688 Sämtliche Müller im Amt Harburg-Worbis beschwerten sich beim Kurfürsten über den Schultheiß und Zollbereiter von Kirchworbis, Valtin Schreiber wegen der von ihm geplanten Umwandlung der Öl- in eine Mahlmühle. Offensichtlich hatte der Protest Erfolg, denn auch danach ist für die Besitzer oder Pächter der Riethmühle die Bezeichnung Öl- und Schlagmüller gebräuchlich.
1698 findet sich ein Hinweis auf die Beerdigung von Schlagmüller Hans Balhausen.
Im Jahr 1752 wird Johann Heinrich Roden als molitor genannt.
1780 Als Besitzerin der Mühle ist die Witwe des Dr. Degenhard nachgewiesen. In der Quelle wird die Mühle als eine Mahl- und Schlagmühle mit einem Gang beschrieben.
1809 wurde die Mühle von Meister Joseph Engelhard aus Teistungen gekauft.
1810-1845 Für diesen Zeitraum sind verschiedene Müller, wohl hauptsächlich als Pächter der Riethmühle namhaft zu machen: Nicolaus Böhle aus Gernrode (1810), Petrus Hoppe (1813), Andreas Klingenbiel (1817), Franz Richard (1825-1836) und Johannes Herberg aus Gernrode (1845)
1872 Laut Separationsrezess vo Kirchworbis war Johannes Herzberg, Andreas' Sohn, Besitzer der Riethmühle.
1880-1895 Nach dem Tod von der Witwe Elisabeth Klingebiel solleten laut einer Zeitungsanzeige in der Riethmühle bei Kirchworbis 2 Pferde, 1 Kuh, 1 Rind und eine trächtige Sau, landwirtschaftliche Geräte und Möbel teilungshalber verkauft werden.
Im Verlauf des 19. Jahrhundert hatte Philip Klingebiel die Mühle gepachtet.
1895 - 1900 Heinrich Klingebiel war Müller in der Riethmühle
1900-1905 Als Pächter der Riethmühle kann Carl (auch Karl) Nauer nachgewiesen werden.
1906-1908 Nach Nauer betätigte sich der Ingenieur Selmar Hechler als Müller in der Riethmühle. von ihm wurde an das Wasserrad ein Generator zur Stromerzeugung angeschlossen.
1904 legte der damalige Besitzer Ingenieur Bodo Hechler ein E-Werk an. Mit dem E-Werk wurde die Riethmühle sowie ein Teil von Kirchworbis mit elektrischem Strom versorgt. Die Nachfolger von Hechler gaben allerdings die Stromgewinnung wieder auf.
1908 Die Handelsleute Heinrich und Leo Siebert sowie Ignaz Große und der Schultheiß Robert Mühlhaus verpachteten der Witwe Katharine Eckhardt (geb. Eckhardt) aus Beuren für jährliche 1200 Mark die Riethmühle
Im Jahr 1908 kaufte Karl-August Kesting die Riethmühle von einer Witwe Eckhardt und heiratete ihre Tochter Christine Eckhardt. Beide trugen den nach der Hochzeit den Namen Kesting. Aus dieser Ehe gingen 10 Kinder hervor, darunter Christoph Kesting und seine Frau Franziska (Fanny) Kesting. Die Witwe Katharina Eckhardt vererbte ihrerseits ihren Anteil der Mühle ihrer Tochter Christine Eckhardt, welche Karl-August Kesting heiratete.
Aus der Ehe gingen 10 Kinder hervor, darunter auch der letzte Müller der Riethmühle Christoph Kesting, der den Krieg mit einer Kriegsverletzung überlebte und Franziska Kesting (geb. Pettinger) aus Rosenheim heiratete.
Von den 8 Kindern fielen zwei im zweiten Weltkrieg.
1920 Nach dem frühen Tod von Karl August Kesting betrieb die Witwe Christine Kesting (geboren Eckhardt) die Mühle weiter. 1929/1937 Christine Kesting (geb. Eckhardt) stellte den Antrag auf Eintragung des Wasserechts in das Wasserbuch der Wipper, dem 1937 stattgegeben wurde.
1960 wurde die Mühle stillgelegt. Der letzte Müller in der Riethmühle in Kirchworbis war Christoph Kesting.
Aus den Zeiten des "Kalten Krieges" stammt die elektrische Pumpe im Garten. Die Pumpe im Hof allerdings blieb in ihrem ursprünglichen Zustand. Auch sanitäre Anlagen existierten noch nicht (Es gab immer noch ein Plumpsklo).
Nachdem Christoph Kesting starb und Franziska Kesting pflegebedürftig wurde, wurde die Riethmühle an Familie Basler verkauft mit den Auflagen der Restauration, da sie in der DDR-Zeit wie viele Gebäude sanierungsbedürftig war.
Danach kaufte die Familie Basler das Anwesen und restaurierte es umfassend.
Links
- weitere Mühlen in Kirchworbis
- weitere Riethmühlen im Eichsfeld
Quellen
- Volker Große / Klaus Herzberg, Mühlen im Obereichsfeld, Heiligenstadt 2008, S. 221
- Adalbert Dölle, Das Dorf Kirchworbis in Vergangenheit und Gegenwart, Büttstedt 1972, S. 171 (ungedrucktes Manuskript im Archiv des Bischöflichen Kommissariats Heiligenstadt)
- (Josef Reinhold/ Mühlen im Eichsfeld an Wipper und Ohne), Duderstadt 2012 S. 74-81