Besiedlung nach der Völkerwanderung

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Die Besiedlung nach der Zeitwende

Funde aus der Zeit bis zur Völkerwanderung im 4./5. Jahrhundert sind im Raum Bodensee nicht nachgewiesen.Das Untereichsfeld war nach der Völkerwanderung menschenleer. Relativ sicher ist, dass der untereichsfeldische Raum zum Anfang des 6. Jahrhunderts besiedelt wurde. Aus Sprachverwandtschaft ist abzuleiten, dass die Neusiedler Nachkommen der Cherusker - jetzt zum Stamm der Ostfalen gehörig - waren, die traditionell im Hildesheimer Raum siedelten. Diese wurden von den aus dem heutigen Schleswig-Holstein und dem Bereich der Niederelbe südlich vordringenden Sachsen nach Süden in den Bereich des ehem. Landkreises Duderstadt und Teilen des Kreises Worbis abgedrängt. Die Besiedlung zu dieser Zeit ist durch die Erforschung der Geschichte des Ortes Werxhausen bestätigt worden und im Lexikon des Kreises Duderstadt zu finden. Es sind einzelne Siedler „eingesickert“, die auf Einzelhöfen lebten.

Die Neubesiedlung durch die Cheruskernachfahren begann etwa südlich von Einbeck und erstreckte sich bis Ferna (Obereichsfeld). Festzuhalten ist eine sprachliche Besonderheit dieses neubesiedelten Raumes. Der Buchstabe G wird als Kehllaut wie ein CH gesprochen: z.B. Gans wird Choos, Göttingen wird Chöttingen. Einige Beispiele: Hochdeutsch Sächsischer Sprachraum Hildesheim/Eichsfeldisch Mir / mich Mi / di meck / deck unser use össek Schwein Swin Schwien

Bis zum 15. Jahrhundert sind in diesem Gebiet über 60 Siedlungen entstanden, davon 60 im ehemaligen Kreisgebiet Duderstadt. Diese Siedlungen müssen sehr klein gewesen sein. Bis ca. 1200 waren es im wesentlichen Kleinsiedlungen, die sich aus Einzelgehöften entwickelt haben. Entsprechend gering war die Bevölkerungsdichte in dieser Zeit. Bei der Auflösung des Landkreises Duderstadt im Jahr 1974 hatte der Kreis ca. 35.000 Einwohner. Die Einwohnerzahl im Mittelalter ist, ausgehend von der Einwohnerzahl in Deutschland, mit ca. 3.000 Bewohnern anzunehmen. Die Höfeliste von Bodensee (Erbzinsregister) aus dem Jahr 1566 weist ca. 100 erwachsene Einwohner (ohne Ehefrauen) aus. Zu dieser Zeit waren aus der Hälfte der ca. 60 Siedlungsstätten Wüstungen geworden. Siedlungen wurden nach Bränden, Fehden oder Verbrauch des Ackerbodens aufgegeben. Eine gründliche Erforschung dieser Stätten ist schwierig. Die meisten Orte hatten keine Kirchengebäude, deren Fundamente genaueren Aufschluss geben könnten. Zivilisationsspuren an diesen Orten sind selten oder längst ausgeschöpft. Im Umkreis von Duderstadt sind nur 2 Orte noch älter, Seulingen (Untereichsfeld) und Holungen (Obereichsfeld). Für Seulingen ist das auch sprachgeschichlich abzuleiten. „In Sülingen sloat se de Swiene mit den Swippen ob den Swanz" – eine heute noch gebräuchliche Redewendung. Das ist ein Hinweis auf die Besiedlung mit Menschen, die wahrscheinlich aus dem Gebiet nördlich der Aller stammen und in deren Dialekt das "sch" mundartlich "sw" gesprochen wird.

Der berühmte Bischof Bernward von Hildesheim (um 960 bis 1022), der vom sächsischen Hochadel abstammte, war Grundbesitzer im heutigen Untereichsfeld. In Renshausen gründete er auf seinem Land eine Ausgründung des Michaelisklosters in Hildesheim und siedelte dort Benediktiner an. Der hl. Bernward war also der erste Grundherr im Untereichsfeld, der auf seinem Land ein Kloster gründete. Damit wurde eine andere Form der Bauernschaft begründet, der Pächter. Der Bauer pachtete das Land vom Kloster, zahlt seine Grundbesitzabgaben – überwiegend in Naturalien – und trug damit zur Ernährung und zum Wohlstand der Mönche bei.

Wie die Einzelhöfe der ersten Siedler ausgesehen haben, ist prinzipiell von der Wissenschaft erforscht. Historische Darstellungen waren in der Vergangenheit immer etwas mehr oder weniger idealisierend. Gleichwohl sollen drei Beipiele gezeigt werden:

Mögliche Abbildung historische Einzelhöfe nach der Völkerwanderung