Spezielle Ortsgeschichte von Bodensee

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Spezielle Ortsgeschichte Bodensee

Bis zur Christianisierung (ca. 800) umfasste das spätere Dorf Bodensee höchstens 3 Höfe, die um die heutige Kirche herum gebaut waren. Deshalb nennt man noch heute den Bereich westlich der Kirche „ohle Stiehe (alte Stelle)“.

Fuldische Hufe als Besiedlungsindiz

Nach Professor Dr. Martin Last (1938-1984), Göttingen/Bovenden, ist relativ sicher, dass Bodensee lange vor seiner ersten Erwähnung bereits eine ländliche Siedlung war. Er hat in den "Plesse-Archiven" mehrfach darauf hingewiesen, dass Dörfer mit "fuldischen Hufen" (45 Morgen) um 800 bereits besiedelt waren; denn nur zu dieser Zeit der Gründung des Klosters Fulda sind fuldische Hufen die gültige Maßeinheit im Bereich dieses Klosters gewesen. Damit ist schlüssig, dass Bodensee um 800 schon eine ältere Siedlung gewesen sein muss. Im Prozess von 1573 zwischen Kurmainz und Herzog Erich II von Braunschweig ging des um drei "verlorengegangene" fuldische Hufen in der Gemarkung Bodensee. Diese Fläche von ca. 340.000 m² war dem Kloster Fulda geschenkt wurden und nicht mehr in der Feldflur von Bodensee bestimmbar. Der Prozess ist im Sande verlaufen; die Inhaber des Landes konnten nicht festgestellt werden. Gleichwohl steht fest, dass dieses Spendenland eines Bodenseeers nicht in einer Generation urbar wurde; es ist unmöglich, eine derart große Fläche in nur einer Generation zu roden. Dazu gehören mehrere Generationen. Diese Zuwendung von ca. 150 Morgen dürfte in ca. 8-10 Generationen dem Walde abgerungen worden sein. Daraus folgt, dass der Beginn der Besiedlung Bodensees in den Anfang des 6. Jahrhunderts fällt.

Bis ca. 1.000 n. Chr. waren östlich der Kirche bis etwa zu der Stelle, an der die heutige Speckenstraße beginnt, drei Höfe hinzugekommen. Das waren alles Höfe, die zur Junkerzeit“ mit Beginn der Plesseschen Herrschaft bis auf den Zehnten für die Kirche nicht abgabepflichtig waren. Diese Höfe waren von freien Bauern besiedelt, die auch in der „Junkerzeit“ niemals Lehnsland hatten.In den gesamten Lehensakten der Herren von Plesse ist zum Beispiel nie der Name Fahlbusch zu finden; ein Indiz für von Anfang an freies Bauerntum dieser Familie. Östlich der „Oale Stiehe" (alte Stelle)war wahrscheinlich ein heidnisches Heiligtum, möglicherweise ein Opferstein. Nach der Christanisierung wurden an diese Stelle aufeinanderfolgend mehrere Kirchen errichtet. Der Ort dehnte sich dann nicht nach Westen, dem Walde zu, aus. Die Besiedlung erfolgte nach Osten in Richtung auf den Höherberg und nach Südosten (Oberdorf).

Aus der Höfeliste von 1566 (Erbzinsregister) können die Plesseschen Lehnshöfe mit Sicherheit nachgewiesen werden. Diese befanden sich, vom Mitteldorf ausgehend, im Oberdorf. Der Adelshof (heute noch als Edelhof bekannt) und der Gleitzehof befanden sich auf der östlichen Seite des Oberdorfes. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite lagen der alte Kühnehof (nachgewiesen ab ca. 1400) und ein Jünemannhof (Neben-Familienzweig) . Diese drei Höfe waren plessesche Lehenshöfe. Das bedeutet, dass die Bauern ursprünglich zur Gefolgschaft im Fall von Krieg oder Fehde, später zur Leistung von Abgaben in Geld und Naturalien, verpflichtet waren. Neben den erwähnten 3 direkten Lehen der Herren von Plesse aus Bovenden gab es die Lehnsleute von Bodenhausen (um 1580 ausgestorben), später die von Amelunxen. Deren Lehen umfasste ca. 1500 Morgen, etwa die Hälfte der Fläche von Bodensee. Um dieses Land bewirtschaften zu können, vergaben sie sog. Afterlehen an folgende Familien: Bode, Henniges, Jünemann (Haupt-Familienzweig). Der Lehenshof Henniges lag an der Stelle Specken Nr. 13, ein weiterer Hof dieser Familie an der „Oale Stiehe". Bode siedelte im Mitteldorf, direkt an der Kirche, gegenüber dem heutigen Pfarrhaus. Das nördliche Nachbargrundstück war ein Freibauernhof, ab 1650 im Eigentum von Ringleff. Dann folgte der große Jünemannhof . Zwei Häuser weiter in nördlicher Richtung (Nuhren, früher Haus Nr. 8) liegt ein Kühnehof, der vom Plesseschen Lehenshof nach 1500 abgespalten wurde und noch bis heute durchgehend im Besitz der Familie Kühne ist. Das ist nahezu einmalig für eine Bauernfamilie. Weitere abgespaltene Höfe sind im Hinterdorf zu lokalisieren. (Hauptstraße, westliche Straßenseite) ...wird fortgesetzt ...

Neben dem Meierhof, der immer im plesseschen Besitz blieb und nur verpachtet wurde, gab es zwei später gegründete Sattelhöfe (Kühne und Gleitze) im Oberdorf. Außerdem gab es einen weiteren Lehnshof im Oberdorf, der an einen Jünemann vergeben wurde. Anders als Gleitze und Kühne hatte Jünemann keine Knappen für die kriegerischen Auseinandersetzungen der Plesse zu stellen. Daraus erklärt sich auch der Größenunterschied der Höfe; Gleitze und Kühne hatten über 40 Morgen, Jünemann hingegen nur 24 Morgen. Diese Höfe waren umgeben von den Ansiedlungen der unfreien (Hörigen) „Lathen“ (später Köthner), die in kleinen Häusern wohnten und etwas zur Ernährung der Familie ausreichendes Land besaßen, jedoch uneingeschränkt ihre Arbeitskraft auf den Bauernhöfen zur Verfügung stellen mussten. Ländereien wurden nicht nur vom Adel an die Bauern vergeben. Auch die Kirche war im Besitz von Ländereien, die verpachtet wurden. Im Kirchenlandverzeichniss von Bodensee aus dem Jahr 1669 sind 43 Herdstätten angegeben. Davon lassen sich die meisten Häuser lokalisieren. In dem Verzeichnis sind 55 Morgen Kirchenland auf 43 Personen aufgeteilt worden. Auffällig ist, dass Michel Fahlbusch als einziger katholischer Bauer 3,5 Morgen Kirchenland gepachtet hatte. Das kann damit erklärt werden, dass die Familie Fahlbusch über Generationen hinweg Rechnungsführer der Kirchengemeinde war. Es ist sicher, dass Michel Fahlbusch der größte freie Bauer des Dorfes war und über 50 Morgen Eigenland, kein Lehensland, verfügte. Nur der evangelische Präfekt der Amelunxen, der Bauer Ringleff, hatte ebenfalls 3,5 Morgen Kirchenland. Alle anderen Einwohner haben unter 2 Morgen Kirchenland beackert. Das lässt Rückschlüsse auf die Hofgrößen zu.

Mit der Entstehung der Lehenshöfe auf dem „Oberdorf“ kam auch der Name „Mitteldorf“ auf. Damit wurde die Lage der Hofstellen der freien Bauern östlich der Kirche beschrieben. (s.o.)Wo es ein Oberdorf gibt, muss es auch ein Unterdorf geben. Diese Bezeichnung hat sich jedoch nicht durchgesetzt. Tradiert ist die Bezeichnung „Nuhren oder Nohren“, heute unglücklicherweise als Nordenstraße benannt.